Heinrich Wölfflin – Gesammelte Werke

Um 1900 erkundet die Kunstwissenschaft die Grundlagen ästhetischer Wahrnehmung und Gestaltung.

Der Kunstwissenschaftler Heinrich Wölfflin (1864–1945) gehört zu den international und bis heute einflussreichsten Autoren des Faches. Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Kunstgeschichtlichen Grundbegriffe werden unter der Leitung von Prof. Dr. Tristan Weddigen und Prof. Dr. Oskar Bätschmann Heinrich Wölfflins gesammelte Werke herausgegeben. Die auf vierzehn Bände ausgelegte Edition soll beim Schwabe Verlag erscheinen. Die ersten beiden Jahre wurden dank einer Projektförderung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert, die anschließenden vier plus vier Jahre bis 2024 als SNF-Editionsprojekt, u.a. auch mithilfe der Max-Planck-Gesellschaft. Gegenstand der kritisch kommentierten Edition sind sämtliche Publikationen Wölfflins sowie eine Auswahl seiner unveröffentlichten Schriften. Ziel ist es, das reiche intellektuelle Schaffen Wölfflins in seiner gesamten Bandbreite und seinem diskursiven Kontext darzustellen, von dem heutigen wissenschaftlichen Standpunkt aus aufzuarbeiten und der Forschung als Print- und Onlinepublikation zur Verfügung zu stellen.

Bereits erschienen:

Die Jugendwerke des Michelangelo

Die Jugendwerke des Michelangelo

Heinrich Wölfflin Gesammelte Werke, Schriften, Bd. 4
Herausgegeben von Tristan Weddigen und Oskar Bätschmann
Einleitung von Joseph Imorde, Kommentar und Bearbeitung von Karolina Zgraja, unter Mitarbeit von Leonora Kugler und Noemi Bearth

244 Seiten, 13 Abbildungen
Schwabe Verlag: Basel 2020
ISBN: 978-3-7965-3774-5
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Mit einem neuen methodischen Vorgehen verfolgt Heinrich Wölfflin das Ziel, die frühen Werke Michelangelos anhand formanalytischer Kategorien chronologisch und stilistisch zu ordnen. Dabei bestimmt er die Bedeutung der auf Echtheit geprüften Objekte für die spätere Entwicklung des Künstlers. Wölfflin untersucht die Werke hinsichtlich ihres Ausdruckswerts und vermeidet damit ihre biografische und kulturhistorische Verortung. Mit dieser provokativen Studie distanziert sich der junge Autor von der traditionellen Kunstgeschichtsschreibung und positioniert sich in der etablierten Michelangelo-Forschung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. An den Jugendwerken des Michelangelo, die an Wölfflins Habilitationsschrift Renaissance und Barock anschliessen, lässt sich die Zeitgebundenheit seines methodischen Vorgehens vor der Folie der Geschichte der Kunstgeschichte ablesen.
Das Werk wird mit einer Einleitung von Joseph Imorde und einem kritischen Kommentar von Karolina Zgraja erstmals wissenschaftlich erschlossen und historiografisch kontextualisiert.
Salomon Geßner

Salomon Geßner

Heinrich Wölfflin Gesammelte Werke, Schriften, Bd. 3 
Herausgegeben von Tristan Weddigen und Oskar Bätschmann
Einleitung von Wolfgang Proß, Kommentar und Bearbeitung von Elisabeth-Christine Gamer, unter Mitarbeit von Nora Guggenbühler, Anja Eichelberger und Ilka Glückselig
300 Seiten, 18 Abbildungen
Schwabe Verlag: Basel 2020
ISBN: 978-3-7965-3773-8
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Heinrich Wölfflin veröffentlichte seine Studie Salomon Geßner 1889, nur ein Jahr nach seiner berühmten Habilitationsschrift Renaissance und Barock. Als einzige Monographie mit literaturwissenschaftlichem Schwerpunkt nimmt sie im OEuvre des Kunsthistorikers eine Sonderstellung ein. Wölfflin widmet sich hier dem Zürcher Dichter, Maler und Graphiker der Aufklärung (1730–1788), der schon zu Lebzeiten europaweit Ansehen genoss und als Künstler und Verleger mit Zeitgenossen wie Christoph Martin Wieland, Johann Georg Sulzer, Karl Wilhelm Ramler und Anton Graff verkehrte. Wölfflin beleuchtet die Lebensgeschichte Geßners, kontextualisiert dessen Idyllendichtungen, untersucht ihre literarischen Voraussetzungen und nimmt sprachliche Analysen vor. Hinzu kommt eine kunsthistorische Einordnung des bildkünstlerischen Schaffens Geßners.
Als Teil der neuen kritischen Edition der gesammelten Werke Wölfflins erscheint Salomon Geßner erstmals wieder und mit einer literaturwissenschaftlichen Einleitung von Wolfgang Proß, der eine umfassende Würdigung der Monographie als ein Dokument der transdisziplinären Forschung Wölfflins vornimmt. Überdies bringt Proß die Schrift mit dem zentralen Konzept der Stilgeschichte in Zusammenhang und verortet die Untersuchung in der literaturwissenschaftlichen Forschungsdiskussion des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der kritische Kommentar erschliesst das reiche Quellenmaterial zu Salomon Geßner aus Wölfflins Notiz- und Tagebüchern. Damit leistet die kommentierte Edition einen Beitrag zur fächerübergreifenden Wissenschaftsgeschichte und zur Text-Bild-Forschung.
Renaissance und Barock. Eine Untersuchung über Wesen und Entstehung des Barockstils in Italien (1888)

Renaissance und Barock. Eine Untersuchung über Wesen und Entstehung des Barockstils in Italien (1888)

Heinrich Wölfflin Gesammelte Werke, Schriften, Bd. 2
Herausgegeben von Tristan Weddigen, Oskar Bätschmann, Joris van Gastel
Einleitung von Oskar Bätschmann, Kommentar und Bearbeitung von Noemi Bearth und Karolina Zgraja.

444 Seiten, 59 Abbildungen
Schwabe Verlag: Basel 2023
ISBN: 978-3-7965-3835-3
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Mit seiner Habilitationsschrift Renaissance und Barock. Eine Untersuchung über Wesen und Entstehung des Barockstils in Italien (1888) griff Heinrich Wölfflin die Umwertung des Barockstils auf. Eine Reihe von Kunsthistorikern machte sich während der Mode des Neobarock daran, den Architekturstil des 16. und 17. Jahrhunderts neu zu erforschen und zu werten, und versuchte auch in der Antike einen «Barockstil» zu definieren. Diese drei Wiederholungen sollten erlauben, eine Gesetzmässigkeit im geschichtlichen Verlauf zu erkennen. Einen solchen Einblick ins «Innere der Kunst» erklärte Wölfflin zum eigentlichen Ziel der Kunstgeschichte.
Unter den zahlreichen Versuchen der Definition eines Barockstils hat Wölfflins Schrift durch die Qualität ihrer Methode ihren hohen Rang behalten. Diese zeichnet sich aus durch beschreibende Analyse und vergleichende Entgegensetzung der Stile von Renaissance und Barock, durch den Versuch, die Gründe für den Stilwandel zu erklären, und schliesslich durch die Verifizierung der Analyse an ausgewählten sakralen und profanen Gebäuden in Rom. Mit dem differenzierenden Vergleich zwischen Renaissance und Barock schuf sich Wölfflin die Grundlage für eine Kritik des Barock, die weit über der früheren Geringschätzung steht.
Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur (1886)

Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur (1886)

Heinrich Wölfflin Gesammelte Werke, Schriften, Bd. 1
Herausgegeben von Tristan Weddigen und Oskar Bätschmann
Einleitung von Gottfried Boehm, kritischer Kommentar von Giovanna Targia unter Mitarbeit von Anja Martina Eichelberger und Sonia Neagoe
212 Seiten
Schwabe Verlag: Basel 2020
ISBN 978-3-7965-3834-6
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Heinrich Wölfflins Dissertation Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur von 1886 ist in jüngster Zeit wieder in den Fokus der kultur­- und naturwissenschaftlichen Forschung gerückt. Gegenstand der Arbeit bildet die angenommene Fähigkeit der Baukunst, "seelische Wirkungen" beim Betrachter hervorzurufen. Diese Wirkungen will der Text beschreiben und erklären.
"Unsre leibliche Organisation ist die Form, unter der wir alles Körperliche auffassen" – so charakterisiert Wölfflin die organische Analogie, die seinem Herangehen an das Studium architektonischer Stile zugrunde liegt. Anhand der Prolegomena lassen sich die theoretischen Voraussetzungen nachvollziehen, aus denen Wölfflins Denken in seinem charakteristischen formanalytischen Ansatz hervorgegangen ist. Das Werk fordert zugleich zu einer erneuten Auseinandersetzung damit auf, wie Biologie, Kunstschöpfung und ­-rezeption zusammenhängen.
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