Medienrevolutionen und Bilder
Die Einführung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in Europa ist ein wichtiges Ereignis in dieser historischen Untersuchung. Wir erforschen die Einführung von Drucken neben der kontinuierlichen Verwendung von Manuskripten, sowie die Erfindung neuer Instrumente wie Mikroskope und Teleskope und die Einführung der wissenschaftlichen Zeitschrift als Medium der wissenschaftlichen Kommunikation. Die Interdisziplinarität zwischen Wissenschaftsgeschichte, Kunstgeschichte, Buchgeschichte und Medienwissenschaft ist ebenso wichtig wie das Bewusstsein für unsere aktuelle Existenz in der digitalen Medienrevolution. Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen zwischen neuen Medien, neuen Kommunikationsformen und neuen Ideen nicht in eine lineare oder gar kausale Richtung wirken, sondern in alle Richtungen. Das bedeutet, dass neue wissenschaftliche Durchbrüche auch neue Formen der Visualisierung erforderten, während gedruckte Bücher und Zeitschriften auch einen Einfluss auf die Funktionsweise der visuellen Kommunikation hatten. Wir untersuchen verschiedene frühneuzeitliche "wissenschaftliche" Traditionen und ihre visuellen Entwicklungen und ziehen Vergleiche zwischen diesen Bereichen, um die wichtigsten Veränderungen besser nachvollziehen zu können. Zentrale Fragen sind: Wie werden verschiedene Medien genutzt, um Wissen und wissenschaftliche Informationen visuell zu vermitteln? Welche Auswirkungen hatten der Buchdruck, die Einführung wissenschaftlicher Zeitschriften und das Erreichen eines größeren Publikums auf die Art und Weise, wie Autoren, Verleger und Künstler ihre Ideen visualisierten? Und könnten einige intellektuelle Ideen neue mediale Formen und/oder den Einsatz neuer Sehwerkzeuge erforderlich gemacht haben?
Während wir uns als Gruppe von (Kunst-)Historikern mit dem Medienwandel vor 500 Jahren und seinem Einfluss auf die visuelle Kommunikation befassen, erscheint es nur logisch, auch die aktuelle Medienrevolution zu berücksichtigen, in der wir leben und arbeiten. Innerhalb der Gruppe reflektieren wir daher über unsere eigenen Vorgangsweisen als (Kunst-)Historiker und darüber, wie sich diese in den letzten Jahrzehnten mit Hilfe und unter dem Einfluss der digitalen Medien verändert haben. Die Art und Weise, wie wir nach Büchern suchen, die Art und Weise, wie wir Netzwerke von Autoren, Verlegern oder frühneuzeitlichen Wissenschaftlern visualisieren können, und die Tatsache, dass wir Bilder und Kunstwerke in digitalisierter Form aus der ganzen Welt auf unseren Computerbildschirmen vergleichen können. Haben diese Entwicklungen unsere Fragen und Forschungsansätze verändert? Und kann uns dieses Wissen etwas Neues über die Medienrevolutionen in der Frühen Neuzeit lehren? Wir untersuchen und hinterfragen nicht nur unsere eigene geisteswissenschaftliche Arbeit, sondern versuchen auch, mehr Parallelen zwischen den wissenschaftlichen Praktiken der frühen Neuzeit und den heutigen Praktiken zu ziehen, indem wir uns mit Naturwissenschaftlern und Künstlern austauschen, um ihre Arbeitsweise und ihre Überlegungen zu den neuen Medien zu verstehen.
Aktuelle Projekte
Leendert van der Miesen, M.A.: Die visuelle Welt der frühneuzeitlichen Akustik, 1660–1718
Ehemalige Gruppenmitglieder
Dr. Alicia Hughes: Authorial Control/Artistic Agency: Graphic Techniques and Intaglio Methods in Eighteenth-Century Scientific Image-making Practices
Alejandro Octavio Nodarse, M.A.: Operations of the Image: Painting, Medicine, and the Origins of Aesthetics in Early Modern Rome and Naples
Ariella Minden, M.A.: In Dialogue: Medial Thinking in Bolognese Printmaking, 1500–1530
Elisa Spataro, Ph.D.: Arte e tecnologia: le macchine prospettiche e l’immagine del paesaggio
Jaya Remond, Ph.D.: Die Erweiterung der Blickfelder: Bilder, Pflanzen und künstlerische Autorität
Katherine Reinhart, Ph.D.: Bilder für den König: Kunst, Wissenschaft und Macht im Frankreich Ludwigs XIV.
Oscar Seip, M.A.: Visualisierung von Schauplätzen des Wissens: Die Wissenschaft und die Medien der epistemischen Schauplätze im Europa der frühen Neuzeit
Aleksander Musiał, Mphil.: Immersion: Classical Reception and Eastern European Transformations of Hygiene Architecture, ca. 1680–1830