Pieter Bruegel d.Ä., Bucht von Neapel, um 1560–1570, Rom, Galleria Doria Pamphilij

Abteilung Michalsky

Stadt und Raum in der Vormoderne

Im Mittelpunkt der Forschung stehen Fragen nach dem historischen Verständnis des Raumes und seines Wandels in der Vormoderne. Ein geographischer Schwerpunkt liegt auf Süditalien, insbesondere Neapel und dem Mittelmeerraum.

  • Wie wurde der städtische Raum gestaltet?
  • Welche Rolle spielten dabei diachrone Nachbarschaften?
  • Wie prägten politische, religiöse und soziale Funktionen den Raum?
  • Wie lässt sich ein ständig im Wandel befindlicher Raum überhaupt in Bild, Text oder Karte beschreiben?
  • Wie werden soziale Räume im Film konstruiert?

Antworten darauf bieten klassische Fallstudien zu Kirchen, Palästen und deren Ausstattung im städtischen Gefüge. Erweitert werden sie um Studien zur Stratifikation symbolischer Orte sowie zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Geschichte. Neues methodisches Rüstzeug bietet die textkritische Annotation von historischen Stadtplänen und Landkarten sowie die digitale Rekonstruktion liturgischer Räume.

Forschungsprojekte

Neapel als Palimpsest
Neapel ist die größte Metropole Süditaliens, in deren historischer Schichtung sich Antike, Mittelalter, Neuzeit und Moderne wie in einem Palimpsest überlagern, das mehr als anderswo die Logik der Stratifikation aushebelt. Ziel diverser neuer Forschungsinitiativen an der Bibliotheca Hertziana ist es, die Stadt in ihrer Komplexität zu erschließen und die ihre Kunstgeschichtsschreibung prägenden Narrative zu hinterfragen. mehr
Mapping Sacred Spaces
In welchen Formen manifestierten sich sakrale Räume im mittelalterlichen Süditalien, welche Konzepte lagen ihnen zugrunde? Um diese Frage innerhalb eines weiter gefassten europäischen und mediterranen Kontextes zu beantworten und neue Erkenntnisse zu vormodernen Gesellschaftsformen zu gewinnen, wendet das Projekt innovative methodische Herangehensweisen an, die an der Schnittstelle zwischen Kulturwissenschaften und digitaler Technologie angesiedelt sind. mehr
Editing Naples
Im Rahmen des Projekts Editing Naples werden historische Karten und Ansichten von Neapel digitalisiert und mit den Angaben aus der entsprechenden Legende digital annotiert. Die topographischen Informationen der gedruckten Legende können direkt bei der Berührung des Objekts mit dem Cursor abgerufen werden. mehr
Ordnung und Konstruktion der Kunstgeschichte einer Stadt. Pietro Summontes Brief zur Kunst in Neapel (1524)
Wie lässt sich auf wenigen Seiten die Kunstgeschichte einer gesamten Stadt beschreiben? Dieser Herausforderung stellte sich Pietro Summonte in seinem Brief an Marcantonio Michiel und skizzierte – gut 25 Jahre vor dem Erscheinen von Vasaris Viten – ein vielschichtiges Bild der Kunst und Architektur Neapels. Als eigenständiges kunstliterarisches Zeugnis bislang nicht systematisch untersucht, wird der Brief nun von einer Gruppe von Wissenschaftler*innen unterschiedlicher fachlicher Herkunft einem close-reading unterzogen. mehr
Historische Räume in Flavio Biondos Italia illustrata
Texte und Karten bilden Räume nicht einfach ab, sondern sie schaffen sie. Das Projekt untersucht am Beispiel von Flavio Biondo's "Italia illustrata" aus dem 15. Jahrhundert, welche Räume diese literarische Beschreibung von Italien entwirft, indem sie topographische und historische Angaben seit der Antike in einer spezifischen Syntax verbindet. mehr
Conques in the Global World. Transferring Knowledge: From Material to Immaterial Heritage
Conques ist eine einzigartige Kulturerbestätte, die herausragende Zeugnisse der visuellen, materiellen und rituellen Kultur vom 9. bis zum 21. Jahrhundert bewahrt. Diesen Reichtum in seiner gesamten geographischen wie zeitlichen Ausdehnung zu erschließen, ist Ziel eines interdisziplinären, von der Europäischen Union geförderten Projekts unter Beteiligung der Bibliotheca Hertziana.  mehr
Europabilder außerhalb Europas
Vor dem Hintergrund globaler Austauschprozesse erforscht das Projekt Fremdbilder Europas. Gemeint sind hiermit nicht Fremdbilder, die in Europa kursieren, sondern solche, die an anderen Orten von Europa bestanden und bis heute bestehen. mehr
Film-Raum
Zu den grundlegenden Eigenschaften des Kinos gehört, dass es einen Ausschnitt des Sichtbaren einfängt, um seine spezifische Räumlichkeit zu schaffen. In seiner Eigenschaft als Medium, das in der Lage ist, transformative Prozesse an der Schnittstelle von Räumlichkeit und Visualität in Gang zu setzen, hat das Kino aktiv an der Konstruktion der Konzepte „Ort“, „Landschaft“ oder „Umwelt“ mitgewirkt und Strategien entwickelt, um soziale Beziehungen sowie deren Verbindung mit einem Territorium, einer Stadt oder einer Region sichtbar zu machen. mehr
Sommerresidenzen und herrscherliche Refugien um den Monte Vulture
Die Residenzbildung im Hochmittelalter ist in ihrer baulichen Ausprägung wie den daraus ablesbaren historisch-kulturellen und geografischen Bezügen unvollständig erforscht. Für Süditalien liegen profunde Studien allein zu den normannischen bzw. spätstaufischen Residenzarealen um Palermo und Foggia vor. mehr
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