Michele Valentini Calderisi

Michele Valentini Calderisi (1893–1954) führte 1933 und 1934 im Auftrag der Bibliotheca Hertziana eine Fotokampagne für die Publikation von August Grisebach zu den römischen Porträtbüsten der Gegenreformation durch. In den hervorragenden Aufnahmen auf mittelformatigen Glas- und Nitratzellulose-Negativen lichtete der Fotograf erstmals die häufig in schwierigen Lichtverhältnissen und kaum erreichbarer Höhe aufgestellten Büsten ab und schuf damit eine bis heute für die Forschung elementare Bilddokumentation. Vergeblich sucht man dennoch den Namen Calderisis in der Publikation Grisebachs, obgleich der Autor die Bedeutung der "Erstaufnahmen" für die "Spezialforschung" herausstellt und die Schwierigkeit bei deren Herstellung nennt. Anscheinend war die für die Durchführung der Kampagne benötigte Zeit für den Autor zur Geduldsprobe geworden, wie der Briefwechsel zwischen Calderisi und dem damaligen wissenschaftlichen Assistenten der Bibliotheca Hertziana, Werner Körte, anklingen lässt (Bibliotheca Hertziana, Archiv, Inv. HA 60/1). Im Jahr 2008 hat die Fotothek die Büsten zum Thema einer digitalen Fotokampagne gemacht und damit eine interessante Gegenüberstellung geschaffen.
Im Bestand der Fotothek können Calderisi darüber hinaus einige andere Negative zugewiesen werden, wie etwa eine Außenansicht des Palazzo Zuccari. Unter den angekauften Fotografien ist überdies auf die 24 Aufnahmen umfassende, 1939/1940 entstandene Serie nach dem Freskenzyklus im Kloster von Santa Francesca Romana (Tor de' Specchi) zu verweisen, ein historisches Bildzeugnis des früheren Zustands der inzwischen deutlich veränderten Fresken.

Auswahlbibliografie
August Grisebach, Römische Porträtbüsten der Gegenreformation, Leipzig 1936; Paolo D'Achille, "Le didascalie degli affreschi di Santa Francesca Romana (con un documento inedito del 1463)", in Francisco Sabatini u.a., Il volgare nelle chiese di Roma, Rom 1987, S. 109–178, hier S. 134; Regine Schallert u. Johannes Röll, "La Fototeca della Bibliotheca Hertziana (Istituto Max Planck per la storia dell'arte)", in Immagini e memoria (Tagungsband Rom 2013), hg. v. Barbara Fabjan, Rom 2014, S. 169–182, hier S. 172.

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