Kunst und Identität in der Kirche Spirito Santo dei Napoletani in der Via Giulia

Gaia Mazzacane

Im Zentrum des Forschungsprojektes steht die Gemeinschaft der im barocken Rom ansässigen neapolitanischen Bürger und die Kunst und materielle Kultur in der von ihnen gegründeten Kirche Spirito Santo dei Napoletani. Der im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts errichtete Kultbau befindet sich an der Via Giulia und wurde von einer gleichnamigen Erzbruderschaft geführt. Für die Definition und Visualisierung der kollektiven Identität der Gruppe waren die Umbauarbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts und die damit einhergehende künstlerische Ausstattungskampagne besonders prägend. Das heutige Erscheinungsbild der Kirche ist beherrscht von den Dekorationen im Stil der Neorenaissance, die im späten 19. Jahrhundert durchgeführt wurden.

Während der Barockzeit waren prominente Vertreter sowohl der neapolitanischen wie der römischen Kunstszene in der Kirche tätig. Den Auftraggebern ging es ganz offensichtlich darum, die künstlerischen Traditionen ihrer Herkunftsgebiete ausdrucksvoll in Szene zu setzen und sich zugleich jedoch vorherrschenden römischen Normen und Sehgewohnheiten anzupassen, was zu einer spannungsreichen Dialektik am Außenbau und im Kircheninneren führte.

Die Untersuchung der in der Kirche erhaltenen Kunstwerke geht einher mit ausgiebigen Archivstudien, die bereits zahlreiche unpublizierte Dokumente ans Licht befördert haben. Zu den Forschungsschwerpunkten gehört neben der Kunstpatronage der neapolitanischen Bruderschaft insbesondere die Analyse der komplexen Netzwerke zwischen Rom und Neapel in ihren religiösen und politischen Dimensionen. Besondere Berücksichtigung findet zudem der engere urbane Kontext der Via Giulia, der sich durch die Präsenz zahlreicher weiterer Oratorien, Hospize und Kirchen auszeichnete, die von landsmannschaftlich organisierten Bruderschaften geleitet wurden.

Dieses Projekt ist Teil des Promotionsprogramms der Scuola Normale Superiore di Pisa. Es wird betreut von Lucia Simonato, die Zweitgutachterin ist Susanne Kubersky-Piredda.

Zur Redakteursansicht